Ernst Lubitsch Preis - Ernst Lubitsch Preis
Foto: © William Minke/©Radek Wegrzyn)

Marc Hosemann & Radek Wegrzyn

Ernst-Lubitsch-Preisträger 2024

Auch in diesem Jahr vergibt er Club der Filmjournalisten den traditionsreichen Ernst-Lubitsch-Preis für die beste komödiantische Leistung in einem deutschsprachigen Film.

Die Wahl der Mitglieder fiel in diesem Jahr auf Marc Hosemann für seine von Komik und Melancholie gleichermaßen getragene Darstellung des „Tod“ – mit dem weltlichen Namen Morten – in „Sophia, der Tod und ich“ von Charly Hübner (Ernst-Lubitsch-Preisträger 2018). Sein komödiantisches Talent konnte der gebürtige Hamburger im vergangenen Jahr ebenfalls in „Ein Fest fürs Leben“ unter Beweis stellen.

„Seine Filme wie „Die Austernprinzessin“ und „Sein oder Nichtsein“ haben mich in vielerlei Hinsicht geprägt und sind bis heute Vorbild!  Ich wünschte, Ernst Lubitsch wäre heute noch hier! Es ist mir deshalb eine große Ehre und Freude, den Preis zu erhalten!“ Marc Hosemann

Sonderpreis für Radek Wegrzyn für „Miss Holocaust Survivor“

Radek Wegrzyn ehrt mit seinem Dokumentarfilm über einen Schönheitswettbewerb um den Titel „Miss Holocaust Survivor“ Frauen, die zu den letzten Überlebenden des Holocaust zählen, und die sich entschieden haben, ihrem kaum fassbaren Schicksal mit Würde und Stärke gegenüberzutreten. Im Rahmen dieses Wettbewerbs, der von einer Trauma-Therapeutin initiiert wurde, gelingt es den Protagonistinnen, einen kleinen Teil der Erfahrungen zu machen, die zum Aufwachsen eines jeden Mädchens dazu gehören und die ihnen unter den Nationalsozialisten auf schmerzliche Art verwehrt wurden.

Darf er das? Darf man dem Grauen des Holocausts mit Leichtigkeit und Humor gegenübertreten? Mit dieser Frage sah sich Radek Wegrzyn immer wieder konfrontiert. In bester Lubitsch-Tradition, der – selbst Jude – mit seinem 1942 erschienenen Film „Sein oder Nichtsein“ die berühmteste Nazi-Parodie aller Zeiten schuf, hat Radek Wegrzyn diese Frage klar mit Ja beantwortet.

 

„Ich bin dankbar und geehrt über diesen Preis, der den Namen eines legendären Filmemachers trägt und für die Fähigkeit des Kinos steht, uns tiefgreifend zu berühren, zum Lachen und Weinen zu bringen und uns zu inspirieren. Widmen möchte ich diese Auszeichnung meiner Filmfamilie und den wunderbaren Frauen, die die Schrecken des Holocaust überlebt haben und uns zeigen, dass Schönheit und Hoffnung selbst in den tiefsten Abgründen der Menschheitsgeschichte existieren können.“  Radek Wegrzyn

Termin und Ort für die diesjährige Verleihung des Ernst-Lubitsch-Preises geben wir zu einem späteren Zeitpunkt bekannt.

Abschied von Percy Adlon

Am 10. März 2024 ist Percy Adlon im Kreise seiner Familie in Los Angeles friedlich eingeschlafen. Der gebürtige Münchner wurde 88 Jahre alt. In den Achtzigerjahren avancierte er mit Komödien wie „Zuckerbaby“, „Out of Rosenheim“ und „Rosalie Goes Shopping“ zum Kultregisseur und verhalf auch seiner damals dauernden Hauptdarstellerin Marianne Sägebrecht zu einer internationalen Karriere. Adlon selbst nahm seinen Erfolg zum Anlass, selbst in die Vereinigten Staaten umzusiedeln. Zwei seiner Filme wurden mit dem Ernst Lubitsch Preis ausgezeichnet. Marianne Sägebrecht bekam ihn 1986 für ihre Rolle in „Zuckerbaby“, Der Regisseur selbst nahm den Preis zwei Jahre später für „Out of Rosenheim“ in Empfang. 2018 kam Percy Adlon noch einmal über den großen Teich, um an den Feierlichkeiten zum 60. Jubiläum des Ernst Lubitsch Preises in Berlin teilzunehmen. Wir verabschieden uns von dem großen Komödien-Meister und sprechen seiner Familie unser Beileid aus mit dem Versprechen, Percy Adlon und sein Werk weiterhin zu würdigen.

Foto: Deutsche Kinemathek

Liebe Freunde des Ernst-Lubitsch-Preises,
der Vorstand des Clubs der Filmjournalistin Berlin möchte Stellung beziehen in einer Zeit, in der wir und unsere Mitglieder mit großer Sorge den sich schleichend wieder aufkeimenden und sich ausbreitenden Antisemitismus wahrnehmen. Und das nicht nur in unserem Land.
Ernst Lubitsch, dem zu Ehren seit 1958 der nach ihm benannte Preis verliehen wird, war ein Deutscher, ein Berliner, ein Jude und einer der bedeutendsten Regisseure der Welt. Er war kein Verfolgter des NS-Regimes, weil er bereits 1922 nach Hollywood immigrierte, aber er drehte 1942 mit „To be or Not to Be“ die wohl kühnste, weil auch komische Abrechnung mit Hitler und seinen Schergen.
Dass die Nazis Millionen von Menschen vertrieben und ermordeten, hat Deutschland damals – auch künstlerisch – arm gemacht. Mit der Eliminierung jüdischer Kunst und des einzigartigen jüdischen Humors wurde unserem Land und seinen Bewohnern etwas genommen, was maßgeblich dazu beigetragen hatte, dieses Land um seine Bewohner zu charakterisieren, zu profilieren.
Um diese Wunde in der Nachkriegszeit zu heilen, hat der großartige Regisseur Billy Wilder, selbst Jude, 1957 die Idee zum Ernst-Lubitsch-Preis gehabt. Denn der Humor ist eine starke Waffe, um gegen Menschenverachtung und Extremismus anzukämpfen. In einem Land ohne jüdische Kultur, ohne jüdischen Humor wäre es einfach nur traurig, da möchte man nicht leben.
Auch deshalb hat der Ernst-Lubitsch-Preis eine so große Bedeutung für die Kinolandschaft und die Kultur im Allgemeinen. Er ist nicht nur ein Lebenswerk für das komödiantische Können hervorragender Künstler, sondern auch ein Zeichen der Aussöhnung und der Erinnerung, dass Menschen gut daran tun, gemeinsam zu lachen.